Großfamilie Schwarzpinseläffchen neu im Tierpark Germendorf!
Lebhaft und vielköpfig bereichern sie seit einigen Tagen unser Südamerikahaus und erfreuen die Besucher im Außenbereich neben den Totenkopfaffen: Aus dem Zoo Ljubeljana in Kroatien ist eine Großfamilie Schwarzpinseläffchen zu uns gezogen, die unseren Gästen so stellvertretend für eine große Artengruppe die sogenannten Krallenäffchen vorstellt.
Bei den eichhörnchengroßen Affen, die ursprünglich aus dem westlichen Amazonasbecken stammen, zieht stets nur das Stammpaar Nachwuchs groß. Wie bei allen Krallenaffen typisch, geschieht das ganz in Familie. So übernehmen Vater und ältere Geschwister wenige Wochen nach der Geburt den jüngsten Zuwachs, tragen ihn auf dem Rücken umher, spenden Körperwärme und beschützen ihn in der Gruppe vor Gefahren.
Dies entlastet das Muttertier erheblich, da es in dieser Phase die Jungtiere ( meist Zwillinge) nur noch zu den Stillzeiten mit Milch versorgen muss. Ansonsten kann die Mutter unbehindert auf Nahrungssuche gehen und spart so möglichst viel Energie für die Milchproduktion. Die älteren Brüder und Schwestern haben so die Möglichkeit, Kinderpflege intensiv zu üben. Gleichzeitig werden evolutionsbiologisch gesehen Gene weitergeben, die sie mit ihren jüngeren Geschwistern gemeinsam haben, was einen Fortpflanzungserfolg durch Teilhabe anstelle eigener Kinder garantiert. Um dieses sehr erfolgreiche System der familiären Aufzucht möglichst lange zu sichern, unterdrückt die Stammmutter mittels Duftstoffen die Geschlechtsreife ihrer älteren Nachkommen. Nur wenn diese abwandern, ausgestoßen werden oder die Stammmutter verstirbt, können die Fortpflanzungsorgane tatsächlich ausreifen und mit dem längst ausgewachsenen Körper gleichziehen. Meist zerbricht solch eine nicht mehr komplette Familie dann, und die einzelnen Mitglieder ziehen aus, sich in der Fremde neue Partner zu suchen.
Die Krallen, die ihre Finger tragen und die ihnen ermöglichen, senkrecht an Urwald- Baumriesen hinauf und herabzuklettern, da sie sich so an der Rinde festhalten können und nicht auf Äste angewiesen sind, bilden sich übrigens aus Fingernägeln,wie auch der „Primat Mensch“ sie trägt, erst im Laufe der Jugendentwicklung heran. Krallenaffen- Föten im Mutterleib haben noch Plattnägel wie wir. Insofern sind die namensgebenden „Krallen“ der Krallenäffchen eine sekundäre Entwicklung und evolutionsbiologisch nicht mit den Krallen etwa von Katze oder Hund gleichzusetzen.
Den im Europäischen Zooverband organisierten Tiergärten ist nahgelegt worden, zu Gunsten stärker bedrohter Arten auf die Haltung von Schwarzpinseläffchen zukünftig zu verzichten. Daher nahm der Zoo Ljubeljana gerne unser Angebot, die gesamte Familiengruppe zu übernehmen, an, kann dort doch nun mit einer anderen Krallenaffenart aktive Erhaltungszucht begonnen werden. Die ist ein schönes Beispiel für das Kooperationspotenzial zwischen Zoos verschiedener Größe und Ausrichtung, freuen wir uns doch in Germendorf, diese attraktive Art als einer von nur 5 Tierparks in Deutschland interessierten Gästen noch lange zeigen zu können.
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