Deutsche Erstzucht im Tierpark Germendorf!
Groß war die Freude bei allen Beteiligten, als Mitte Dezember 2023 das samtweich mit Fell der Mutter ausgekleidete Nest im Stall der Mährischen Blauen gefunden wurde. Erstmals in einem deutschen Zoo kamen damit Mährische Blaue Kaninchen zur Welt; ein vorfristiges Weihnachtsgeschenk bei dieser außerhalb Tschechiens nur in Germendorf gehaltenen Hauskaninchen-Rasse, die wir in 3 Exemplaren im zeitigen Frühjahr 2023 dankenswerterweise vom Zoo Plzeň (CZ) übernehmen konnten.
In Tschechien ist die Rasse bei Kleintierzüchtern noch gut vertretenen. Sie ist über 200 Jahre alt und stammt aus dem Westen des Landes, dem Gebiet Moravia (deutsch: Mähren). Die Kollegen des Zoos Pilsen kümmern sich mit ihrem außergewöhnlich reichhaltigen Tier-und Pflanzenbestand in vorbildlicher Weise nicht nur um wildlebende Arten aus fernen Ländern, sondern zusätzlich auch um das kulturelle Erbe der in langfristigen Domestikationsprozessen entstandenen Haustierrassen und hier namentlich um nationale Zuchtformen.
So kann man im Pilsener Zoo eine beeindruckende Sammlung tschechischen Hausgeflügels und Kaninchen aus unserem Nachbarland bis hin zur einzigen Nutriarasse der Welt (auch diese entstand in der Tschechischen Republik) bestaunen.
Bei uns laden neben den Rheinischen Schecken und Holländerkaninchen die Mährischen Blauen zum Vergleichen und Bewundern ein. Die Rasse besticht neben ihrer Fellfarbe durch ihren ruhigen Charakter und ihre Fleischqualität und ist in ihrem Ursprungsland sehr beliebt.
Ausgewachsene Tiere wiegen zwischen 5,5 und 6,5 kg. Und auch wenn umgangssprachlich schnell von „Stallhasen“ die Rede ist, sind Kaninchen zwar mit dem einheimischen Feldhasen verwandt, jedoch stammt die Urform eigentlich aus Spanien und wurde dort bereits vor Christi Geburt zur Fleischgewinnung vom Menschen gezüchtet.
Kaninchen sind ausgesprochen fruchtbar mit Mehrlingswürfen, die als typische Nesthocker nackt und blind über einige Wochen in einem Unterschlupf aufgezogen werden müssen. Damit konnten ihre Grundbedürfnisse von den Menschen weitaus leichter als die des scheuen und nervösen Feldhasen, der meist nur 1 bis 2 hochentwickelte Jungtiere (Nestflüchter) in einer Graskuhle setzt, befriedigt werden. So wurde eben das produktive Kaninchen und nicht der anspruchsvolle Hase zum Haustier, und das österliche Fruchtbarkeitssymbol wäre damit folgerichtig auch eher ein „Osterkaninchen“.
Schon haben sich aufgrund ihres aparten Äußeren und ihrer Seltenheit Interessenten für unsere ersten „Jungen Blauen“ gemeldet, die so nach dem Heranwachsen in den Tierpark Gera umsiedeln werden. Dieser deutschen Erstzucht werden sicher weiter Würfe folgen, die bestimmt auch für den ein oder anderen privaten Kaninchenzüchter-und Halter eine Bereicherung seines Bestandes sein dürften. Bis dahin erfreuen die munteren Jungkaninchen im freien Bewegungsspiel aber noch für etwa 8 Wochen unsere Gäste!
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